Schließlich bietet der Verein Referenten für Vorträge vor Erwachsenen im In- und Ausland - bei rechtzeitiger Voranmeldung - an.

Themen:

  • Tierrechte
  • Religion und Tierschutz
  • Vegetarismus
  • Tierschutz im Unterricht
  • Tierversuchsproblematik
  • Das Tier in der industriellen Landwirtschaft
  • Aus Tierschützern werden Menschenschützer
  • Das Tier und Sprachgewohnheiten (Univ.Prof.Dr. Fil Alwin)

 

Referat zum Projekt "Tierschutz im Unterricht" anlässlich des Europäischen Vegetarier-Kongresses in Widnau

 

Das Projekt "Tierschutz im Unterricht":

Kinder und Tiere sind sich unendlich nahe!

Sie sprechen eine gemeinsame Sprache – wenn auch ohne Worte – durch Blicke, Gesten einander verstehend und wenn nicht Stress und Angst ins Spiel kommen, ohne gegenseitige Gefährdung. Zwischen ihnen herrscht noch ein alter, elementarer Mythos vom Urfrieden unter den Lebewesen – ein wunderbarer Zustand des Ursprünglichen – Eins-Sein mit der Natur – eine animalische Harmonie – ein seelisches, psychisches Miteinander.

Kleine Kinder und Tiere, unendlich schuldlos – zunächst! Kinder jedoch nur so lange in dem Zustand, bis Erwachsene diesen umlenken.

Diese Überlegungen, meine Damen und Herren, stammen aus meiner Erfahrung im Lehrberuf und daher, als ich selber noch ein Kind war, Tochter eines Kleinbauern, aufgewachsen in einem Dorf voller Bauern. Jeder hatte Grundbesitz, Ackerland, Wiesen, Wald – und Tiere!

Zwar wohl auch Hunde und Katzen, aber Geld und Nahrung brachten ihnen vor allem die, die meine Leiden in meiner Kindheit prägten: Die Nutztiere.

Verzweifelt vergrub ich mich als kleines Mädchen, wenn das grauenvolle Wimmern der Schweine durchs Dorf hallte, wenn diese verladen oder vor den Häusern geschlachtet wurden.

Mit betroffenem Gesicht schaute ich den kleinen Kälbchen, Kühen, Schafen, usw. in die Augen, die verstört und irritiert reagierten, wenn auf sie dasselbe Nutztierschicksal zukam.

Und ich entfaltete überdies einen flammenden, kindlichen Zorn auf die Jäger, die mit geschultertem Gewehr an mir vorbeigingen und mich wegen meines entsetzten Gesichtsausdrucks auslachten.

Mit den Kindern beginnt die Zukunft. Kinder sind der fruchtversprechende Boden, auf dem man guten Samen einbringen muss. Je früher umso erfolgreicher. Kinder sind prägbar, mitleidsfähig und aufnahmebereit. Der junge Mensch will das "erlernen", was er bereits in sich spürt und fühlt und ist noch keinen Sachzwängen unterworfen. Kinder haben noch eine natürliche Empfindsamkeit für Leid und Gerechtigkeit.

Aus dieser Überlegung heraus habe ich über Jahre hindurch das Projekt "Tierschutz im Unterricht" zu entwickeln versucht und auch das dazugehörende Ausbildungsprogramm für derartige Pädagogen nach und nach erstellt.

Diese Zielsetzung erfordert allerdings Pädagogen, die von Ihrem Naturell aus dazu prädestiniert sind und auch dazu bereit, die Gesamtsituation der Tier-Mensch-Begegnung von heute sachkundig zu studieren. Nicht nur die von Hund und Katze – der eigentlich einzigen Haustiere – sondern auch jenen Umgang mit den Tieren in der

  • Massentierhaltung
  • Im Tierversuch
  • Für die Herstellung von Delikatessen und Luxusartikeln aus ihnen
  • Für die Verwendung im Sport, als Hobby, usw.

 

Dieses umfassende Wissen kann man nicht von einem, auf gewöhnlichem Wege ausgebildeten Pädagogen verlangen. Der "Tierschutz im Unterricht" erfordert eine eigene Ausbildung, bzw. ein ganz persönliches und spezielles Interesse eines sogenannten "Normal-Pädagogen" – was ganz selten der Fall ist.

Der Tierschutzunterricht ist – so wie immer wieder behauptet – nicht auf einen Biologielehrer zugeschnitten! Ich darf behaupten, dass gerade Biologielehrer sehr leicht durch den biologiespezifischen Zugang zum Tier vom eigentlichen Sinn des Tierschutzes abgebracht werden. Denn nicht die Anzahl der Reißzähne soll bei der stummen, in der Hand des Menschen wehrlosen Kreatur interessieren, sondern in welcher Situation und unter welchen Umständen es leidet!

Eine Tierschutzunterrichtseinheit setzt sich aus drei wesentlichen Abschnitten zusammen:

  1. Ethischer Einstieg
  2. Informationsteil
  3. Lösungsabschnitt

 

Beim Teil 1, dem sogenannten ethischen Einstieg soll den jungen Hörern in altersentsprechender Form die Bedeutung des Lebens und jedes einzelnen Lebewesens an sich nahe gebracht werden und auf die Zusammengehörigkeit allen Lebens aufmerksam gemacht werden. Die Gedanken Albert Schweitzers, "Ehrfurcht vor dem Leben", die er mit den Worten zusammenfasst: "Ich bin Leben das leben will, inmitten von Leben, das leben will", führt den Tierschutzlehrer vortrefflich in diese Überlegungen. Kindertümliche Vergleiche zum Thema Angst, Stress, Flucht, Treue, Freude, Freiheit, usw. kommen dabei zur Sprache. Der Motivationsgedanke Schweitzers lautet: "Ich bin Leben das leben will, inmitten von Leben das leben will!"

Der Informationsteil wird durch anschauliche Schilderungen, Dias, Filme usw. vorgestellt. Hier sollen die Kinder in sachlicher und realistischer Weise erfahren, wie es den Tieren heutzutage in der Hand des Menschen ergeht. Kinder und junge Menschen vertragen im Grund Beschönigungen und Lügen sehr schlecht! Kommen sie dahinter, so haben sie das Vertrauen zu den Erwachsenen weitgehend verloren. Wenn hier die Angst der Eltern, oder auch der Klassenlehrer, eingebracht wird, daß man "die Kleinen" nicht schockieren darf, so gebe man den Fragenden ruhig zur Antwort:

"In den Krimis im Fernsehen, bei Nachrichtensendungen über Revolutionen und Kriegsszenen udgl. wird Kindern so viel Grausames und Hartes vorgesetzt, das durch Eltern oder Erziehungsberechtigte kaum verhindert wird, weil gerade durch deren Arbeitsintensität gar nicht die Zeit und die Kraft dazu bleibt …"

Vor allem sollte man Kinder und Jugendliche nicht zu üblen tradierten Verhalten zwingen, oder Gewohnheiten, Verhaltensweisen aufdrängen – nur weil "es" schon immer so war!

Lasst sie wissen –
lasst sie anschauen –
lasst sie selbst entscheiden –
wie sie ihre Beziehung zu den Mitgeschöpfen gestalten wollen.

So werden aus jungen Menschen stabile, selbstbewusste Entscheidungsträger, die selbst verantworten wollen, wie sie handeln.

 

Im Lösungsteil

liegt stets der Aufruf zum Mithelfen, zum Wege-Suchen, was jeder einzelne und wir alle als Konsumenten tun können, damit sich die Situation der Tiere verbessert.

Beachtliche Ideen der Kinder entstehen schon während eines solchen Tierschutzunterrichtes! Ihnen folgen häufig tolle Schulprojekte, Veranstaltungen mit Familienangehörigen, Schülerzeitschriften, Ausstellungen usw.

Man darf die ungeheure Informationsbreite nicht außer Acht lassen, die sich durch den "Tierschutz im Unterricht" ergibt!

Bedenkt man, dass Tag für Tag zwischen 80 und 200 (mehr oder weniger) Hörern die Tierschutzanliegen nahegebracht werden und dass sie noch dazu diese in ihrem Umfeld weiter verbreiten.

Wo sonst, verehrte Tierschutzfreunde, gibt es bei unseren Bemühungen eine derartige Zuhörerzahl. Millionen Kinder und Jugendliche haben im Laufe der Jahre dem Tierschutzunterricht beigewohnt.

Das Ausbildungsseminar für Tierschutzlehrer findet seit Jahren in Graz (Steiermark) statt und die Teilnehmerzahl steigt von Jahr zu Jahr.

Bei der Ausbildung helfen fachkundige und bekannte Referenten mit, die in der Pädagogik, auf der Universität und auch in politischen Bereichen hohe Positionen einnehmen.

Die Ausbildung dauert zwei Wochen, Datum und nähere Hinweise werden Ihnen falls Sie Interesse haben, rechtzeitig mitgeteilt.

Auf diese Weise haben auch schon viele arbeitslose Lehrer in Österreich, und soviel ich weiß, auch in den umliegenden Ländern, eine sinnvolle Arbeitsform gefunden.

Der "Tierschutz im Unterricht" ist ein gewaltiger Schritt auf dem Gebiet des Ethikunterrichtes, denn er setzt der Bereitschaft zu Gewaltakten und zum Gewaltdenken einen sinnhaften Gegenpol. Tierschutzunterricht kann man als direkte Gewaltprävention gelten lassen. Er schafft Haltung in Verantwortung bei der heranwachsenden Jugend und ist persönlichkeitsbildend. Der dadurch entstandene Sinneswandel ist deutlich spürbar und ich bin sicher, dass diese Form der Tierschutzaktivität ein wichtiger und aussichtsreicher Bestandteil ist, um die Situation der Tiere zu verbessern.

Maria Montessori meint: "In jedem Kind fängt die Menschheit von neuem an". Durch sie kann sich die Welt verändern.

Aus diesen Überlegungen und Erfahrungen habe ich mir als eines meiner Ziele in der Tierschutzarbeit vorgenommen, die Erziehung zum Tierschutz in pädagogische Arbeitsgebiete hineinzuführen. Als Lehrerin kannte ich den Zugang und so schmiedete ich diesbezügliche Pläne und Vorgangsweisen.

Die Umwandlung eines Paragraphen im ABGB, nämlich der § 285, nach dem das Tier als Sache galt, ist mir mit Hilfe tausender Tierfreunde und österreichischer Tierschützer seit dem 1. Juli 1988 gelungen. Von da an wurde an den Paragraphen ein Zusatz angebracht, der ab diesem Datum den Status "Sache" verdrängte und das Tier zum "lebenden, fühlenden Mitgeschöpf" erklärte. Diese Statusänderung ist ein äußerst bedeutungsvoller Punkt in den Gesprächen mit der Jugend und in allen pädagogischen Situationen.

Wenn man überlegt, was sich die braven Tierschützer nicht schon alles haben einfallen lassen, um Tieren aus ihren Elendssituationen herauszuhelfen! – Angefangen von mühsamen Demonstrationen, nicht ungefährlichen Tierbefreiungen, bis hin zu den üblichen Informationsständen, Aktionstagen, Fluten von gedrucktem Informationsmaterial, das auf alle mögliche Weise unter die Bevölkerung gebracht wurde, Plakatierungen, mühselige Diavorträge, Filmprojekte, Dichtungen, Lieder, Predigten usw.

Wir dürfen zwar nicht sagen, dass wir durch all dies nichts erreicht hätten! Wir alle wissen, was sich inzwischen zum Vorteil der Tiere verändert hat durch den Fleiß der Tierschützer. Wir alle haben viel geleistet und andererseits hat sich auch vieles sozusagen festgefressen oder verhärtet.

Daher dürfen wir niemals resignieren und nicht aufhören, über neue Formen zur Situationsverbesserungen unserer tierischen Freunde nachzudenken und ich bin sicher, dass uns noch so manches einfallen wird.

Heute aber stehe ich hier und spreche von meiner Überzeugung, dass Tierschutzgedanken in den Schulunterricht gehören! Und zwar vom Kindergarten bis zum Abitur, stets und immer situationsbedingt, begleitend, im Hintergrund gegenwärtig, fächerübergreifend und natürlich den Altersstufen und dem Schultypus angepasst. Die urtümliche Liebe zwischen Kind und Tier aber sollte man respektieren, sie niemals zerstören und diese Eintracht darf niemand "umlenken" – in Gleichgültigkeit, Materialismus und Herzenskälte.

Dies, meine Damen und Herrn, ist meiner Meinung nach ein ganz wesentlicher, in die Zukunft weisender Teil der Tierschutzarbeit.

Wenn die Vereine diese Idee doch endlich aufgegriffen und wenigstens einen Tierschutzlehrer innerhalb ihrer Institution anstellten!

Alle Vereine Österreichs, die es bisher getan haben, sind letztendlich stolz auf diese Einrichtung und die dadurch erzielte Image-Verbesserung.

Wir verschicken eine entsprechende Ausschreibung zu Schulbeginn an die Schulen und ich darf ihnen mitteilen, dass sich das Projekt von Jahr zu Jahr größerer Beliebtheit bei den Lehrern erfreut. Die steirischen Lehrer z. B. sind auf Monate hinaus, Tag für Tag ausgebucht.

Meine Damen und Herren, ich baue auf die Jugend! Sie ist es ja, die die Richtlinien für das Morgen vorgibt. Ihre Einstellung zum Mitgeschöpf Tier wird durch dieses Projekt auf sanfte, aber konsequente Weise auf eine humane Ebene zurückgeführt.

Vertrauen wir unseren Kindern, sie haben mehr Macht als wir glauben und wer soll unseren wehrlosen tierischen Freunden denn helfen, wenn wir es nicht gemeinsam tun.

 

Ich darf Ihnen noch ein Zitat zum Abschluss bringen, das von einem vor einiger Zeit verstorbenen Grazer Theologen stammt:

"Ich kann etwas tun, jeden Tag.
Ich kann wenigstens einen Sachverhalt in meiner nächsten Umwelt ändern."

 

Und weiter ein "gleichnishaftes" Zahlenspiel:

Wenn ich in einem Jahr einen Menschen überzeuge, ebenso zu handeln, so sind wir zwei. Nach zehn Jahren wären wir tausend, nach zwanzig Jahren hat jeder der Tausend wieder tausend versammelt, wir sind eine Million, nach 30 Jahren eine Milliarde, auf das ist genug.

Pater Rexeisen

 

Wir zwingen die Kinder zu unseren Ansichten und Wegen (Fleisch essen, Tiere benützen, usw.)

Warum lassen wir nicht eine freie Entfaltung zu – untermauert mit sinnvollen, humanen, ethisch vertretbaren Vorgaben?

Wie soll sich bei diesem "Zwang" die Situation der Geschöpfe unserer Erde verändern oder gar verbessern?

Charlotte Probst
Projektleiterin